Erbaut: 1935
Ehemaliger Standort: Rottenburg
In Betrieb bis: Beginn der 1980er-Jahre
Wiederaufbau: 1994
D2 Seilerei Rottenburg
Das lang gestreckte Seilereigebäude wurde im Jahr 1935 vom Seiler Rudolf Häckel erbaut. Sie stand ursprünglich am Stadtrand der Stadt Rottenburg am Neckar, an der „Kalkweiler Steige“ im Gewann „Kalkweiler Äuble“. Der im Jahr 1833 gegründete Familienbetrieb „Seilerei Häckel“ besaß bis zu diesem Zeitpunkt an anderer Stelle in Rottenburg, am Neckarufer im Gewann „Hagenwörth“, eine kleinere Seilerei. Teile der neuen Seilerbahn stammten vermutlich aus diesem Vorgängerbetrieb und wurden bei der Verlagerung des Standortes und der Modernisierung der Seilerei wiederverwendet.
Das Gebäude besteht aus zwei Teilen: der Werkstatt und der Seilerbahn. Der Grundriss der Werkstatt beträgt 12×4 Meter, ist einstöckig in einfacher Fachwerkkonstruktion ausgeführt und mit einfacher Ziegeldeckung versehen. Daran schließt sich die eigentliche Seilerbahn an. Sie hatte ursprünglich eine Länge von rund 68 Metern, bei einer Breite von 3 Metern, so dass sich eine Gesamtlänge des Gebäudes von 80 Metern ergab.
Während die Seilerwerkstatt im September 1994 ganzteilig, d.h. komplett an einem Stück, ins Museum umgesetzt werden konnte, wurde die Bahn in Einzelteile zerlegt und am neuen Standort wieder originalgetreu aufgebaut.
Wenige Jahre vor der Umsetzung der Seilerei ins Freilichtmuseum war die Seilerbahn jedoch nach einer Teilung des Grundstücks durch Abbruch wegen privater Baumaßnahmen um rund 20 Meter verkürzt worden. Im Museum wurde der fehlende Teil rekonstruiert, so dass sich die Bahn wieder in ihrer ursprünglichen Länge zeigt.
Beim Aufbau im Jahr 1935 war die Seilerei elektrifiziert und mit motorengetriebenen Seilermaschinen ausgestattet worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu Beginn der 80er Jahre wurde in diesem Gebäude sowohl für den industriellen Bedarf als auch für den landwirtschaftlichen Bedarf produziert.
Über Jahre hinweg wurden zum Teil bis zu 100 Meter lange Seile oder bis zu 10 Zentimeter dicke Taue hergestellt, die vor allem in der Rottenburger Maschinenfabrik, im Bergbau im Ruhrgebiet sowie im Schiffsbau bis nach Marseille ihre Hauptabnehmer fanden. Daneben betrieb die Familie Häckel im Erdgeschoss ihres Wohnhauses unterhalb der Seilerei und ganz in der Nähe des Rottenburger Münsters einen kleinen Laden, in dem Artikel des täglichen landwirtschaftlichen und handwerklichen Bedarfs verkauft wurden. Hier fanden auch die „Häckelschen“ Seile ihren Absatz.
Die Maschinen sind wie die Handwerksgeräte und die Originaleinrichtung dank der Umsicht der letzten Besitzerin weitestgehend erhalten geblieben. So kann an bestimmten Handwerkertagen in diesem Gebäude im Museum das Seilerhandwerk in allen seinen Facetten demonstriert werden.