Hause des Jahres 2022: Haus Mennwangen
Fehlstellen – Geheimnisse im Haus Mennwangen
Eröffnung am 12. Mai 2022
Das Haus Mennwangen aus der Gemeinde Deggenhausertal liegt im hinteren Teil des Museums und stammt aus der Zeit um 1700. Bei ersten Begehungen des im vergangenen Jahr grundlegend sanierten Hauses zur Vorbereitung der Ausstellung kristallisierten sich zahlreiche rätselhafte, ungelöste Aspekte in Historie und Bau heraus. Diesen sogenannten „Fehlstellen“ ist das Freilichtmuseum auf den Grund gegangen, hat diese in Szene gesetzt und lädt Besucherinnen und Besucher zu einer partizipativen Entdeckungsreise ein. Vermittelt werden soll ein Gefühl für die Geschichte dieses Hauses und seiner Bewohner.

Das Projektteam, dass die Ausstellung „Fehlstellen – Geheimnisse im Haus Mennwangen“ konzipiert hat, blickt auf eine bewegte Zeit zurück. Mit zahlreichen Herausforderungen und Widrigkeiten haben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im vergangenen halben Jahr auseinandergesetzt, um Besucherinnen und Besuchern einen historischen Zugang zu diesem sehr vielschichtigen Gebäude zu ermöglichen. „Das Haus Mennwangen und seine Bewohnergeschichte wirft auch für uns heute viele Fragen auf“, fasst Museumsleiter Andreas Weiß die Arbeit der vergangenen Monate zusammen. „Immer wieder hat uns das Haus vor große Herausforderungen gestellt, ja sogar überrascht, und wir mussten uns darauf einlassen, dass es auch weiterhin blinde Flecken geben wird, mit denen wir als Kunst- und Kulturwissenschaftler kreativ umgehen.“ Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn Weiß und sein Team haben in Zusammenarbeit mit einem beauftragten Architekturbüro einen neuen ästhetischen Zugang geschaffen, der mittels „Lupe oder Taschenlampe“ genau jene blinden Flecken ins Zentrum des Erkenntnisinteresses stellt und somit neue Denkprozesse in Gang bringt. Haus Mennwangen ist ein Haus voller gelebter Geschichten, Geschehnisse und Geheimnisse. Die Fuge, der sogenannte Zwischenraum, ist es, der Geschichte erlebbar macht. „Wir ergründen die Fakten und wir stellen neue Fragen“, so Weiß. Ihm geht es vor allem darum, kulturelle Artefakte erlebbar zu machen und in die Jetzt-Zeit zu übertragen. Mit der Ausstellung zu Haus Mennwangen beschreitet das Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck neue Wege und lenkt den Fokus auf genau das, was fehlt und im Verborgenen liegt – nämlich die „Fehlstellen“ und „Geheimnisse“. Insgesamt präsentieren sich dem Besucher die sogenannten Fehlstellen und Geheimnisse an sieben szenografisch herausgearbeiteten Stationen. Zahlreiche Informationen unterstützen den Besucher dabei, den Fehlstellen und Geheimnissen auf den Grund zu gehen und mögliche Antworten zu finden – zugleich bleibt genügend Freiraum für Kreativität und Entdeckerfreude.
Triumph bleibt im Karton!
Werbegrafik im Kaufhaus Pfeiffer
Eröffnung am 29. Mai 2022
Lächelnd und mit strahlend weißer Bluse reckt die blonde junge Frau ihren Arm in die Höhe um was zu präsentieren? Natürlich Persil! Marlene Dietrich wirbt für Seife und „Marlboro gehört dazu“. So zumindest der Slogan. Haben Sie schon erraten, worum es hier geht? Richtig: Um Werbung! Genauer gesagt um Werbegrafik im Kaufhaus Pfeiffer. Hier kommen die Vintage-Fans ganz auf ihre Kosten, denn wir zeigen Schaufensterwerbung der 1950er bis 1970er Jahre aus Stetten am kalten Markt.

Im Kaufhaus Pfeiffer gab es alles was das Herz begehrte. In über 600 Kartons sind Waren verpackt, die sich bei der Übernahme durch das Museum noch im Haus befunden haben und die nicht im historischen Laden ausgestellt sind. Ein ganz besonderer Schatz ist eine Sammlung mit Werbegrafik, die darauf wartet, von Ihnen wiederentdeckt zu werden.
Die Ausstellung zeigt Spannendes zur Werbung vergangener Zeit und erzählt Wissenswertes zur deutschen Markengeschichte. Es wird ein Lebensgefühl erkundet und der Frage nachgegangen, warum der Aufsteller mit den hübschen, in Triumphwäsche gekleideten Damen im Karton bleiben musste.

Hause des Jahres 2019: Haldenhof 1847
Szenen aus dem Landleben
Diese Ausstellung können Sie weiterhin im Haldenhof besichtigen!
Das Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck präsentiert den 350 Jahre alten Haldenhof und seine Geschichte in einer neuen Ausstellung: Neu eingerichtet und mit innovativen digitalen Installationen.
Was wäre wenn... Haldenhof aus Schonach im Schwarzwald anno 1847
Es ist Montag, der 28. Juni 1847. Bauer Hock und seine Kinder, die Magd, der Knecht und das Hütekind erzählen vom Alltag im Südschwarzwald, dem gemeinsamen Leben auf dem Hof und vom Umgang mit einem tragischen Ereignis. Denn eine Person fehlt…
Für die Familie ist 1847 kein einfaches Jahr. Vielerorts sind in Baden die Ernten schlecht ausgefallen, und dann wird im Sommer die Bäuerin krank. „Lungenleiden“ ist die Diagnose, ein Leiden, dem sie am 27. Juni 1847 erliegt. Was passiert auf einem Schwarzwaldhof, wenn die Bäuerin stirbt? Sieben Bewohner des Haldenhofs erzählen vom Alltag auf dem Hof, von ihrer Arbeit und dem Zusammenleben mit den anderen, von ihren Sorgen, aber auch von ihren Hoffnungen und Träumen. Das Leben ist nicht leicht, gerade für die Frauen oder wenn man arm ist. Nicht jeder hat gute Chancen. Aber träumen kostet nichts, und vielleicht wir ja doch einmal alles besser.

Natürlich erscheint die Familie nicht wirklich selbst – es sind Laienschauspieler aus dem Schwarzwald, die in mehreren kurzen Filmen das Leben im Haldenhof des Jahres 1847 zum Leben erwecken. Wichtige erste Hinweise darauf, wer dort Mitte des 19. Jahrhunderts lebte, gaben die Unterlagen der Translozierung des Gebäudes ins Freilichtmuseum in den 1980er Jahren. Allerdings konnten die Unterlagen viele Fragen nicht beantworten, die die Museums-wissenschaftler interessierten. „Unsere Vorgänger hatten schon herausgefunden, wer zu welcher Zeit den Haldenhof besaß. Vom Gesinde – Mägden, Knechten, Hütekindern – hatten wir keine Nachweise. Wenn man im 20. Jahrhundert recherchiert, gibt es Menschen, die ihre Erinnerungen erzählen können. Im 19. Jahrhundert haben wir kaum eine Chance, etwas über das Leben von einzelnen Personen herauszufinden – in diesem Fall über die Familie Hock, aus der die letzten Besitzer des Haldenhofs stammten.“

Akribisch wurden daher Archivdokumente wie Familien- oder Kirchenbücher nach Hinweisen auf Hochzeiten oder Todesfälle der Familie Hock untersucht. Aber auch Informationen zum alltäglichen Leben damals wurden zusammengetragen. Daraus haben die Ausstellungs-macher jetzt allerlei interessante Fakten und Anekdoten zusammengetragen. Wie war das mit dem Heiraten und Kinderkriegen eigentlich früher? Wer erbte den Hof? Und warum wanderten eigentlich so viele junge Leute nach Amerika aus? Der Haldenhof wurde komplett neu mit einer Einrichtung anno 1847 eingerichtet, und wer genau aufpasst, kann die Vergangenheit sogar riechen…
Haus des Jahres 2021: Bienenhaus Aixheim
Das „Haus des Jahres“ 2021 ist das kleinste und zunächst vielleicht auch unscheinbarste Gebäude in unserem Freilichtmuseum. Doch das Imkern hatte früher bereits eine wichtige Bedeutung und auch heute ist das Thema Biene wieder in aller Munde.
Unser Bienenhaus aus Aixheim wurde 1933 erbaut und kann mitsamt seiner Originaleinrichtung entdeckt werden. Heute wird das Häusle von unseren fleißigen Museumsbienen umflogen. An verschiedenen Mitmach- und Hör-Stationen, entstanden mit Unterstützung der Bienen-AG des Immanuel-Kant-Gymnasiums Tuttlingen, rund um das Haus des Jahres kann man viel Interessantes über Honig- und auch Wildbienen erfahren.
Auch auf dem weiteren Museumsgelände spielen die gestreiften Arbeiterinnen in dieser Saison eine große Rolle. So haben wir unseren Bienenwagen aus dem Depot geholt und neu eingerichtet. Und schaut doch mal in die bunten Kästen! Die Bienenausstellung im Keller des Haldenhofs Schonach erstrahlt auch in neuem Glanz. Informativ und mit interaktiven Elementen kann man hier Imkerei früher und heute erleben. Wie benutzt man eigentlich die verschiedenen Geräte und wieviel sieht man noch durch einen Imkerschleier? Probiert es selbst aus! Dabei zeigt sich, dass es doch sehr viel Arbeit benötigt bis der Honig morgens auf das Brot geschmiert werden kann.

Der Mensch gestaltet die Umwelt für die Bienen heute immer feindlicher. Das hat fatale Konsequenzen für die Tier- und Pflanzenwelt sowie für den Menschen. Höchste Zeit also etwas für die Bienen zu tun!
Das Projekt wird teilgefördert durch den Rotary Club Tuttlingen.
Land – Mensch – Maschine
Rainer Müller-Tombrink: Fotomalerei
Der Maler Rainer Müller-Tombrink fotografiert seit vielen Jahren Landmaschinen auf den Feldern europäischer Länder. Er bearbeitet die Oberfläche der Fotografien, sodass aus Abbildern technischer Gerätschaften Sinnbilder für das menschliche Dasein auf der Erde werden. Manche der dargestellten Maschinen wirken wie unheimliche Wesen, andere scheinen vom Menschen aufgegeben und bereits Teil der Natur zu sein.

1950 in Hamburg geboren, studierte Rainer Müller-Tombrink an der Hochschule für Bildende Künste seiner Heimatstadt, besaß Lehraufträge an der Hochschule für Gestaltung, Hamburg, und an der Universität Lüneburg und war von 1980 bis 2015 freier Mitarbeiter an der Hamburger Kunsthalle. Seit 2015 lebt er mit seiner Frau Gabriela Schwan in Irndorf. Seine Werke waren unter anderem im Museum für Hamburgische Geschichte und im Museum für Völkerkunde in Hamburg ausgestellt.
Wo Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen: Wildtierfotografie auf der Schwäbischen Alb
Auch in unserer heutigen modernen Welt sind wir auf der Schwäbischen Alb von Wildtieren umgeben. Reh, Hase und Fuchs kennt jeder: doch auch der Rotmilan und das Sommergoldhähnchen bewohnen gemeinsam mit uns einen Lebensraum! Die Ausstellung zeigt Tierfotos von Tim Eichinger aus Bisingen, der aktuell ein Freiwilliges Soziales Jahr im Freilichtmuseum leistet.

Dabei sind die Tiere natürlich auch von ihrem Lebensraum geprägt. Hier spielt die ganz besondere Natur der Schwäbischen Alb eine wichtige Rolle: Die Hänge sind bewaldet; die Hochflächen sind abwechslungsreich durch Wiesen, Wachholderheiden und Wälder gestaltet; Gewässer gibt es hingegen kaum. „Diese Vielfalt unserer heimischen Natur fasziniert mich schon immer“, so Eichinger. Vor allem die Tiere haben es ihm dabei angetan. Seit nun schon fünf Jahren ist er in seiner heimischen Region unterwegs und versucht vor allem Tiere vor die Linse zu bekommen. „Mir ist dabei wichtig die Faszination unserer heimischen Tierwelt zu vermitteln und auch Eindrücke in die Tierfotografie zu geben“, erläutert der FSJler und Jungfotograf. Denn die Schwäbische Alb ist ein Ökosystem, das es zu schützen gilt, damit die folgenden Generationen auch noch so eine herrliche Natur erleben können.

Die Fotoausstellung im Obergeschoss des Bauernhauses „Biehle“ zeigt bis zum 25. Oktober 2020 die Wildtiere aus unserer Region in ihrem natürlichen Lebensraum. Und so kann man auch unbekanntere, im Verborgenen lebende Arten wie den Schwarzstorch entdecken!
Angekommen. Angenommen? Heimatvertriebene zwischen Hier und Dort
In Baden-Württemberg stammt heute jeder Vierte von Vertriebenen ab, die zwischen 1945 und 1961 hier in der Region ankamen. Ihre Heimat waren deutsche Ostgebiete, Ost- und Südosteuropa. Sie waren vor der russischen Armee geflüchtet oder von Regierungen und Verwaltungen vertrieben worden, weil sie Deutsche waren. Die Ausstellung „Ankommen. Angenommen? Heimatvertriebene zwischen Hier und Dort“ im Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck beschäftigt sich mit den ganz persönlichen Geschichten der Flüchtlinge und Vertriebenen in der Region.

Zeitzeugen und deren Nachfahren waren die wichtigsten Quellen für die Ausstellungsmacherinnen. Auf einen Zeitzeugenaufruf meldeten sich annähernd 30 Heimatvertriebene, deren eindrucksvolle, bedrückende, ergreifende und aufrüttelnde Erinnerungen im Zentrum der Ausstellung stehen. Museumsleiterin Almut Grüner wird über die Heimatvertriebenen im Nachkriegsdeutschland und über die persönlichen Einzelschicksale der Zeitzeugen referieren, die für die Einen Geschichte, für die Anderen aber noch immer präsent und höchst lebendig sind. Julia Brockmann erzählt von ihrer Recherche in verschiedenen Archiven über die junge Heimatlose „Hedda“, die nach ihrer Ankunft in der Region im Farrenstall in Brittheim unterkam und von der zunächst nur dieser Name bekannt war. „Ich habe mich gefühlt wie ein Detektiv auf den Spuren einer verschollenen Person“, erläutert Julia Brockmann zu ihrer Suche, an deren Ende sie die junge Mutter und Heimatvertriebene Heta Zackschewski tatsächlich gefunden hat, die später in die USA auswanderte.

Die Ausstellung „Ankommen. Angenommen? Heimatvertriebene zwischen Hier und Dort“ entstand im Zusammenhang mit der Ernennung des ersten Hauses des Jahres: dem Farrenstall aus Brittheim. Seine Geschichte und die seiner Bewohner wurden vom Museumsteam neu recherchiert. Dabei stießen sie in den Unterlagen auf einen einfachen Satz: „Hier waren ab 1947 Heimatvertriebene aus den deutschen Ostgebieten untergebracht.“ Von dort ausgehend wurden Zeitzeugen gesucht und für die Ausstellung interviewt. Diese ganz persönlichen Lebenswege zeigt das Freilichtmuseum im Farrenstall. Denn als die Flüchtlinge und Vertriebenen im Westen ankamen, waren sie auf Hilfe und Unterstützung angewiesen. Sie sollten sich möglichst schnell integrieren. Um das zu erreichen, wurden die Flüchtlinge und Vertriebenen im Land verteilt. Auf dem Dorf fielen die neuen Mitbürger auf. Sie sprachen keinen oder einen anderen Dialekt, trugen andere Kleidung oder hatten eine andere Konfession. Viele begegneten den Fremden mit Hilfsbereitschaft, andere jedoch mit Ablehnung.
Zudem ist die Ausstellung Bestandteil der Ausstellungsreihe „anders. anders? Ausgrenzung und Integration auf dem Land“ der Sieben im Süden, Freilichtmuseen in Baden-Württemberg.