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Ausstellungseröffnung von Haus Mennwangen
Vom Tal der Liebe ins Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck
Bei schon fast sommerlichen Temperaturen folgten am Donnerstag, dem 12. Mai, über 100 Gäste der Einladung zur Eröffnung der Ausstellung „Fehlstellen – Geheimnisse im Haus Mennwangen“. Neben Landrat Stefan Bär gaben sich auch der ehemalige Landrat Hans Volle und Franz Schuhmacher, ehemaliges Mitglied des Landtags, die Ehre und freuten sich im Besonderen darüber, dass das Museum nach Corona wieder zu seinem traditionellen Format der Vernissage zurückgefunden hat.
Pünktlich um 17.30 Uhr hieß Landrat Stefan Bär in seiner Rede die Gäste im Schafstall willkommen und dankte auf humorvolle Weise dem Zufall, der das Haus Mennwangen ins Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck und nicht, wie ursprünglich geplant, nach Wolfegg verbracht hat. Dort lehnte man damals ab. Der Wert dieses Gebäudes, mit seiner Konstruktion aus Vollholz und zugleich Fachwerk, war schnell offenkundig. In der Liste der Kulturdenkmale des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg heißt es: „An der Erhaltung dieses rund 300 Jahre alten Kleinbauernhauses besteht aus wissenschaftlichen Gründen ein öffentliches Interesse.“ Im Sinne der originären Aufgabe eines Freilichtmuseums hat sich der Landkreis Tuttlingen dieser Erhaltung bis heute verpflichtet. „Aufgrund der komplexen Bewohner- und Baugeschichte entschied man sich damals für eine sparsame, karge Rekonstruktion“, erklärt der Landrat. „Diese Entscheidung und die Lage im hinteren Teil des Museums haben Haus Mennwangen mit der Zeit zu einer etwas unnahbaren Perle unseres Freilichtmuseums werden lassen.“ Umso erfreulicher ist es, dass sich Museumsleiter Andreas Weiß und seine Mitarbeiter, nach grundlegenden Sanierungsarbeiten im Jahr 2021, noch einmal mit der komplexen Haus- und Bewohnergeschichte auseinandergesetzt haben. Entstanden ist eine Ausstellung, die ihre Besucherinnen und Besucher zu einer partizipativen Entdeckungsreise einlädt.
Auch Bürgermeisterin Marina Jung aus der Gemeinde Neuhausen ob Eck und Bürgermeister Fabian Meschenmoser aus der Gemeinde Deggenhausertal gehörten zu den geladenen Gästen. Meschenmoser zeigte sich in seiner Ansprache dankbar und stolz: „Wir, als Gemeinde Deggenhausertal, freuen uns, dass hier im Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck ein historischer Mosaikstein unserer Gemeinde für immer einen Platz gefunden hat und dadurch den Besuchern ein Stück Heimatgeschichte vermittelt wird.“ Der Luftkurort Deggenhausertal, der auch das Tal der Liebe genannt wird, ist in seiner Struktur geprägt von zahlreichen kleinen Weilern, wie beispielsweise Mennwangen. Meschenmoser verrät, dass auch er in Mennwangen aufgewachsen ist, denn seine Großeltern lebten dort.
Nach Bürgermeister Meschenmoser betritt Museumsleiter Andreas Weiß das Podium und beginnt seine Einführung in die Ausstellung mit einem Zitat von Konrad Bedal, dem langjährigen Leiter des Fränkischen Freilandmuseums. Bedal sagte einmal: „Häuser sind ein wesentlicher Teil der Wirklichkeit. In ihnen spielen sich wichtige Abschnitte menschlichen Lebens ab. Jedes Haus und vor allem jedes Wohnhaus ist ein Indikator wirtschaftlicher Verhältnisse, sozialer Beziehungen und kultureller Leistungen […] Häuser sind komplex und nach vielen Richtungen deutbar.“ Weiß war ein bewusster Umgang mit den sogenannten Fehlstellen, Fragezeichen, Geheimnissen und Deutungsvarianten, im Sinne Bedals, sehr wichtig. Zugleich war es ein großes Wagnis, denn natürlich stellt sich immer die Frage: wie mache ich etwas sichtbar, das nicht mehr vorhanden ist bzw. wie setze ich genau das Unsichtbare in Szene? Weiß dankte seinem Team, das mit viel Engagement und Herzblut an das Projekt herangegangen ist und weist auf die Begleitpublikation in Form einer Kartenkollektion hin, die einen verzauberten Blick auf Haus Mennwangen wirft und mit Informationen und ausgewählten Fotos die Fehlstellen auf besondere Weise inszeniert. Besucherinnen und Besucher des Freilichtmuseums können die Publikation ab sofort im Museumsladen käuflich erwerben oder aber über das Internet bestellen.
Abgerundet wurde der kurzweilige Abend in einer Gesprächsrunde mit ausgewählten Gästen, darunter Hubert Steidle, der als einer der letzten Zeitzeugen Haus Mennwangen an seinem Ursprungsort kennenlernen durfte. Seine „Nani“, also Großmutter, lebte bis zum Schluss in diesem Haus und so ist er seit seiner Kindheit mit dem Haus tief verbunden. Hubert Steidle zeigte sich sichtlich erfreut, dass dem Haus seiner Familie mit der Ausstellung große Wertschätzung entgegengebracht wird. Neben dem Zeitzeugenbericht sollte die Sicht der Baudenkmalpflege das Bild komplettieren. Philipp Schäle, der sich als Vertreter der Jako GmbH an der Diskussion beteiligte und Christof Heppeler, der als stellvertretnder Museumsleiter die Moderation übernommen hatte, erörterten die Frage, inwieweit traditionelle Bauweisen und Methodiken der Instandhaltung eins zu eins umgesetzt werden müssen oder ob es vertretbar sei, eine Neuinterpretation vorzunehmen. Eine eindeutige Antwort gäbe es darauf nicht, so Schäle, denn es muss immer von Fall zu Fall entschieden werden. Nicht immer sei es möglich traditionelle Handwerkstechniken an und Originalmaterialien zu verwenden.
Im Anschluss an den offiziellen Teil machten sich Gäste und Mitarbeiter gemeinsam auf den Weg in Richtung Haus Mennwangen. Hier erwartete die Gäste ein bodenständiger Imbiss in romantischer Atmosphäre. Historische Marktstände, illuminiert und floral dekoriert, erinnerten an frühere Landfeste. Ein kurzer Regenschauer konnte der allgemein guten Stimmung keinen Abbruch tun. „Für einen kurzen Moment rückten alle dicht zusammen und suchten Schutz in der Ausstellung, in der dazugehörigen Scheune und unter den Marktständen rund um das Büffet“, beschreibt Weiß die Szenerie eines erfolgreichen Ausklangs der Veranstaltung.
Bevorstehende Führungen // Museumsleiter Andreas Weiß führt durch die Ausstellung
22. Mai 10.30 Uhr
23. Juli 15.30 Uhr
30. Oktober 10.30 Uhr